Du befindest dich kurz vor dem Ende deines Jus-Studiums und überlegst, welchen Weg du einschlagen sollst? Es gibt viele Möglichkeiten, von traditionellen juristischen Berufen bis zu alternativen und kreativen Karrierewegen.
Trotzdem fällt vielen die Entscheidung gar nicht so leicht. Ob Richter, Anwalt oder doch in einem Unternehmen arbeiten – viele Studenten tun sich schwer.
Wie ist es eigentlich mit der Gerichtspraxis, wie werde ich Rechtsanwalt oder Richterin und was sind meine Aufgaben als Jurist bzw. Juristin in einem Unternehmen? Hier findest du einige Tipps und Informationen, die dir hoffentlich bei deiner Entscheidung weiterhelfen.
Gerichtspraxis
Nach deinem Abschluss ist es oft der erste Schritt, ein Jahr in der Gerichtspraxis zu absolvieren. Dies ist insbesondere dann erforderlich, wenn du Richter, Rechtsanwalt oder Staatsanwalt werden möchtest. Du wirst Richterinnen zugeteilt, hilfst bei der Aktenverwaltung, schreibst Urteile vor und führst in Strafverhandlungen Schrift.
Du hast einige Monate Zeit, Berufserfahrung zu sammeln, indem du ein Verständnis der rechtlichen Praxis erlangen kannst.
Konzipientenzeit
Nach dem Studium-Abschluss und des Gerichtjahres kann es in die Praxis gehen.
Dieser fünfjährige Abschnitt dient als Brücke zum Anwaltsberuf und findet je nach Berufs- und Rechtsgebietswunsch in einer Klein- oder Großkanzlei statt. Du arbeitest in einer Kanzlei, lernst juristische Schriftsätze zu verfassen, Sachverhalte zu recherchieren und erweiterst stetig deinen Tätigkeitsbereich. Nach drei Jahren kannst du die Rechtsanwaltsprüfung ablegen und nach fünf Jahren eine offizielle Eintragung als Rechtsanwalt vornehmen.
Während dieser Zeit ist es üblich, dass Konzipienten auch eigene Mandate betreuen.
Rechtsanwalt
Viele träumen von einer Karriere als Rechtsanwalt. Doch was bedeutet es überhaupt, ein Rechtsanwalt zu sein? Zunächst musst du ein abgeschlossenes Jus-Studium haben, mindestens sieben Monate in einer Gerichtspraxis gearbeitet haben, eine abgeschlossene fünfjährige Rechtsanwaltsanwärterschaft und Rechtsanwaltsprüfung haben.
Bei der Rechtsanwaltskammer musst du dich in die Liste der Rechtsanwälte in Österreich eintragen lassen. Als Rechtsanwalt musst du eine analytische Denkweise haben, präzise arbeiten, aber auch Einfühlungsvermögen und eine gewisse Kommunikationsfähigkeit besitzen.
Die Aufgabe eines Rechtsanwalts ist die Vertretung des Mandanten und seiner Interessen. Du musst bereit sein, dich in den Fall deines Mandanten einarbeiten zu können, ihn beraten und ihn vor Gericht vertreten. Wähle ein bestimmtes Rechtsgebiet und spezialisiere dich darauf. Denn das Wald- und Wiesenland ist abgebrannt.
Richter
Als Richter triffst du Entscheidungen in Rechtsfällen und stehst oft zwischen den Parteien. Dieser Beruf erfordert nicht nur juristisches, sondern auch soziales Geschick. Die Ausbildung ist intensiv und verlangt, dass du dich sehr gut mit der Materie auskennst.
Wenn du schon immer zwischen Recht und Unrecht entscheiden wolltest, ist dieser Beruf genau das Richtige für dich. Du musst dir aber im Klaren sein, dass die Ansprüche und Anforderungen an dieses Amt sehr hoch sind. Während der Gerichtspraxis bewirbt man sich um die Ausbildung des Richters.
Anschließend muss man mündliche und schriftliche Prüfungen ablegen. Nach psychologischen und amtsärztlichen Gutachten ist man noch drei Jahre in Ausbildung. Danach kannst du die Richteramtsprüfung antreten. Wenn du die Richteramtsprüfung bestehen möchtest, musst du über 20 Rechtsgebiete, außerdem kleinere Teile der übergeordneten Rechtsgebiete ausgesprochen gut kennen.
Notar
Die Rolle des Notars ist entscheidend bei der Beurkundung von Dokumenten. Es ist ein Beruf, der genaue Kenntnisse und hohe Integrität erfordert.
Wer Notar werden möchte, der muss sich auf eine siebenjährige Praxisausbildung einstellen. Auch hier ist die Gerichtspraxis Voraussetzung. Du verbringst 3 Jahre in Ausbildung in einem Notariat und belegst anschließend die Notarprüfung. Danach bist du Notar.
Rechtsabteilung eines Unternehmens
Jedes größere Unternehmen benötigt Experten, die es in rechtlichen Fragen beraten. Hier würdest du nicht nur juristische, sondern auch betriebswirtschaftliche Aspekte berücksichtigen.
Alternative und kreative Wege
Journalismus
Mit deinem Jus-Hintergrund könntest du als Rechtsjournalist arbeiten, komplexe Gesetzestexte für die breite Masse verständlich machen und aktuelle Rechtsthemen aufgreifen.
Beratung oder Consulting
Deine Expertise ist auch in Consulting-Firmen gefragt, wo du Unternehmen in rechtlichen Fragen beraten könntest.
Selbstständigkeit
Warum nicht ein eigenes Start-up gründen oder eine Beratungsfirma eröffnen? Dein Wissen um Verträge und rechtliche Rahmenbedingungen ist hierbei von unschätzbarem Wert.
Bildung und Lehre
Teile dein Wissen und werde Dozent. Das muss nicht nur an der Universität sein; Online-Kurse und Webinare sind heute gefragter denn je.
Zusammenfassung
Es ist wichtig, den für dich richtigen Weg zu finden. Nicht jeder, der Jus studiert, bleibt in einem klassischen juristischen Beruf. Und das ist okay. Jeder sollte den Pfad finden, der ihn erfüllt und glücklich macht. Es gibt keinen “einzigen richtigen Weg” nach dem Jus-Studium. Hoffentlich hat dieser Überblick ein bisschen dabei geholfen, mehr Klarheit zu haben. Viel Erfolg auf deiner Reise!