Zwei Mietfälle zeigen: Wohnen auf Zeit kommt teuer und ist unsicher – Befristungen nur mehr für Eigenbedarf
Wien (OTS) – Als der Mietvertrag von Frau S. für die Altbauwohnung um drei weitere Jahre verlängert wurde, musste sie 50 Euro mehr Miete im Monat zahlen. Zudem schickte ihr der Vermieter einen Makler – er wollte 650 Euro Provision kassieren.
AK Wohn-experte Thomas Ritt:
„Gerade in Corona-Zeiten verschärft sich durch Befristungen für viele Familien eine sichere Wohnungsplanung. MieterInnen sind noch mehr erpressbar, bei einer Verlängerung eine Extra-Mieterhöhung zu schlucken oder ungerechtfertigte Maklerkosten zu zahlen.“ Die AK will ein Aus für befristete Mietverträge – außer bei Eigenbedarf von VermieterInnen, ihren Kindern oder Enkeln!
Herr G. sollte eine höhere Miete von 20 Euro im Monat akzeptieren, als er seinen Miet-vertrag auf drei weitere Jahre verlängern wollte. Bis dahin zahlte er 430 Euro netto im Monat für seine 28 Quadratmeter Neubauwohnung ohne Vorraum sowie Bad und WC in einem Raum. Er suchte Hilfe in der AK Wohnrechtsberatung – ermutigt durch die Beratung teilte er dem Vermieter mit, dass das nicht in Ordnung sei. Da der Vermieter keine Argumente für die Erhöhung hatte, lenkte er ein. Herr G. zahlt nun 435 Euro im Monat – „nur“ um fünf Euro mehr im Monat statt 20 Euro.
Der Mietvertrag von Frau S. für eine Altbauwohnung wurde auf weitere drei Jahre verlängert. Die Miete von 600 auf 650 Euro brutto erhöht. Zudem hat ihr der Vermieter einfach so einen Makler geschickt. Er wollte eine Provision von 650 Euro brutto von ihr kassieren, dafür, dass er ihr eine Wohnung „vermittelt“, in der sie schon wohnt. Sie hat nicht bezahlt.
„Das sind nur zwei von vielen Fällen in Sachen befristete Mietverträge in unserer Wohnrechtsberatung, die ständig aufschlagen“, so Ritt. In Österreich werden zwei von drei neuen Mietverträgen im privaten Bereich befristet abgeschlossen. 2019 gab es in Österreich rund 321.000 befristete Mietverträge im privaten Segment. Eine beim IFES in Auftrag gegebene AK Studie zeigt: Befristete Mietverträge werden im Schnitt auf 4,4 Jahre abgeschlossen.
„Befristete Mietverträge bringen für viele Familien und junge Menschen Unsicherheit – wird der Vertrag verlängert oder nicht? Fakt ist: Es wird in jedem Fall teurer“, sagt Ritt. „Bei einer Vertragsverlängerung ist man dem Vermieter hinsichtlich möglicher Mieterhöhungen de facto ausgeliefert. Es wird der am Markt übliche Preis verlangt. Davor lebt man schon eine gewisse Zeit in Unsicherheit, ob der Vertrag überhaupt verlängert wird. Wird er nicht verlängert, beginnt die Wohnungssuche vor vorne“, so Ritt. „Auch wer sich eine Wohnung suchen muss, muss mit Umzugs-, Kautions- und Maklerkosten rechnen. Und wer seine zu hohe Miete und damit seine Rechte einklagt, muss auch befürchten, dass der Vertrag nicht verlängert wird. Viele tun das deshalb nicht. So wird Recht zu einer leeren Hülle!“
„Es ist nachteilig, wenn Familien durch erzwungene Umzüge ihre sozialen Netze und das schulische und gesellschaftliche Umfeld verlieren. Immerhin ist langfristiges und leistbares Wohnen eine wesentliche Voraussetzung für sichere Lebensbedingungen“, betont Ritt.
Die AK setzt sich für #Gerechtigkeit ein. Seit 100 Jahren. #fürimmer.
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