Im österreichischen Recht bezieht sich der Begriff „Liquidität“ primär auf die Zahlungsfähigkeit von natürlichen und juristischen Personen. Liquidität bedeutet die Verfügbarkeit von Zahlungsmitteln in ausreichendem Maß, um fällige Verbindlichkeiten jederzeit bedienen zu können. Es handelt sich dabei um ein zentrales Thema im Bereich des Insolvenzrechts, des Unternehmensrechts und teilweise auch des Bankenrechts.
In der Unternehmensführung ist Liquidität wichtig, um die laufenden Kosten, wie Löhne, Mieten und Materialkosten, fristgerecht begleichen zu können. Ein Unternehmen gilt als liquid, wenn es in der Lage ist, seine kurzfristigen Verbindlichkeiten ohne Störungen zu begleichen. Eine unzureichende Liquidität kann zu Zahlungsstockungen führen und im schlimmsten Fall das Unternehmen in die Insolvenz drängen.
Gemäß § 66 Insolvenzordnung (IO) ist die Zahlungsunfähigkeit eines der Kriterien für die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Zahlungsunfähigkeit liegt dann vor, wenn der Schuldner nicht in der Lage ist, die fälligen Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen. Das bedeutet, es wird überprüft, ob die Liquidität ausreicht, um alle gegenwärtigen Zahlungsverpflichtungen zu decken.
Darüber hinaus spielt Liquidität auch im Kontext von § 82 Aktiengesetz (AktG) eine Rolle, der die Verantwortung des Vorstands eines Unternehmens zur Sicherstellung der Zahlungsfähigkeit beschreibt. Eine sorgfältige Planung und Überwachung der Liquidität ist notwendig, um unternehmerische Krisen zu vermeiden und rechtzeitige Maßnahmen ergreifen zu können, was auch unter § 84 GmbHG für die Geschäftsführer von Gesellschaften mit beschränkter Haftung festgelegt ist.
Innerhalb des Finanzsektors überwacht die Finanzmarktaufsicht (FMA) eng die Liquidität von Kreditinstituten, um die Stabilität des Finanzsystems zu sichern. Die Einhaltung gesetzlicher Liquiditätsanforderungen gemäß dem Bankwesengesetz (BWG), etwa im Hinblick auf Liquiditätsreserven und Risikomanagement, ist hier essenziell.
Insgesamt umfasst die Liquidität im österreichischen Recht die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Zahlungsfähigkeit und die Pflicht zur vorausschauenden Liquiditätsplanung, um gesetzliche Vorgaben zu erfüllen und finanzielle Stabilität zu gewährleisten. Mangelnde Liquidität kann sowohl für Privatpersonen als auch für Unternehmen schwere rechtliche und wirtschaftliche Konsequenzen haben.