Inflation und Energiekrise treiben Bedarf nach Schlichtung weiter in die Höhe
Wien (OTS) – Mit 1.814 Anträgen erreicht der Arbeitsanfall bei der Verbraucherschlichtung Austria zum 7. Mal in Folge einen neuen Höchststand. Hinter dieser Fallzahl stehen Konsumentinnen und Konsumenten, die ihre Probleme mit Unternehmen nicht lösen konnten und den Weg zu Gericht nicht gehen wollten, was meist Kostengründe hat. Sie haben bei der Verbraucherschlichtung Austria um Schlichtung ihres Anliegens ersucht. In zwei von drei Fällen konnten Konsument:innen und Unternehmen mit Hilfe der Verbraucherschlichtung Austria eine Einigung erzielen, ohne dass Kosten für die Konsument:innen oder Unternehmen anfielen.
Ein Grund für das starke Ansteigen der Zahl von Anträgen waren deutlich höhere Vorschreibungen der Fernwärmeversorger um oft mehr als das Doppelte. Hier ersuchten Konsument:innen vielfach um Erklärung der Vorschreibungshöhe und Herabsetzung des Teilbetrags. Ein weiterer Grund waren Probleme bei der Kündigung von in besseren Zeiten abgeschlossenen Verträgen. Dies betraf etwa Fitnesscenter- oder Versicherungsverträge, die man sich aufgrund der allgemeinen Teuerungen nicht mehr leisten konnte. Auch im Mietbereich kam es zu einem Anstieg der Antragszahlen, wobei es in diesem Sektor etwa um Streitigkeiten rund um die Mietzinshöhe, um Kündigungsprobleme oder Meinungsverschiedenheiten zu notwendigen Verbesserungsarbeiten ging. Schließlich nahmen 2023 auch im Reisesektor die Antragszahlen wieder deutlich zu, wobei Streitigkeiten rund um verlorenes oder beschädigtes Fluggepäck der häufigste Antragsgrund waren.
Die Bereitschaft der Unternehmen, an Schlichtungsverfahren teilzunehmen und lösungsorientiert mitzuwirken, war wie in vergangenen Jahren sehr groß. In mehr als 80% der Fälle haben sich Unternehmen am grundsätzlich freiwilligen Verfahren beteiligt. Wo sie dies taten, konnte durch die unparteiische Vermittlung der Schlichtungsstelle in vier von fünf Fällen eine Einigung erzielt werden.
„Es ist erfreulich, dass unser Angebot mit jedem neuen Jahr besser angenommen wird und österreichische Unternehmen trotz der schwierigen Situation der letzten Jahre meist bereit sind, an unseren freiwilligen Verfahren mitzuwirken und in Streitfällen nach außergerichtlichen Lösungen zu suchen
“, erklärt Dr. Simon Eder, Geschäftsführer und Schlichter bei der Verbraucherschlichtung Austria.
Sachverständige unterstützen Schlichter:innen
Bedarf es in einem Fall technischer Expertise, um zu einer Lösung zu finden, kann die Verbraucherschlichtung Austria dank einer Förderung des Sozialministeriums auch Sachverständige zum Verfahren hinzuziehen – dies ohne Kosten für Konsument:innen und Unternehmen. Die bislang gesammelten Erfahrungen zeigen, dass dies die Wahrscheinlichkeit eines positiven Fallabschlusses deutlich steigert. Tätig wurden Sachverständige bislang insbesondere bei Problemen im Möbelsektor oder bei Streitigkeiten über Mängel bei Elektrogeräten.
„Auf die juristische Expertise unserer Schlichterinnen und Schlichter sowie die Möglichkeit einer kostenlosen Sachverständigeneinschätzung sollten weder Konsument:innen noch Unternehmen verzichten. Im Großteil der an uns herangetragenen verbraucherrechtlichen Streitigkeiten können wir Lösungen erzielen. Gelingt dies nicht, steht der Weg zu Gericht immer noch offen
“, erklärt Vereinsobmann Dr. Hermann Germ.
Was tun, wenn ich als Konsument:in ein Problem habe?
Konsument:innen, die ein Problem mit einem Unternehmen haben und bilateral zu keiner Lösung finden, können sich sowohl über ein Webformular als auch per E-Mail oder Post an die Verbraucherschlichtung Austria wenden. Alle Kontaktinformationen finden sich auf der Website der Einrichtung unter www.verbraucherschlichtung.at.
Allgemeine Informationen zur Schlichtungsstelle
Seit Jänner 2016 bieten die Verbraucherschlichtung Austria sowie sieben andere staatlich anerkannte Verbraucherschlichtungsstelle gemäß Alternative-Streitbeilegung-Gesetz (AStG) kostenlose Schlichtungsverfahren an. Während die anderen Schlichtungsstellen Spezialbereiche wie zB Streitigkeiten aus Strom- und Gaslieferungen (Schlichtungsstelle der Energie-Control) oder Telekommunikationsdienstleistungen (Schlichtungsstelle für Kommunikationsdienste bei der RTR) abdecken, hat die Verbraucherschlichtung Austria als Universalschlichtungsstelle einen sehr breiten Tätigkeitsbereich. Dieser erstreckt sich vom Handelssektor über den Versicherungsbereich bis hin zu Reise- und Wohnproblemen. Die Zahl der Schlichtungsanträge steigt laufend und hat sich seit dem Jahr 2016 vervierfacht.