Im österreichischen Recht bezieht sich der Begriff „Ethik“ primär auf Bereiche, die mit moralischen Grundsätzen und Tugenden innerhalb rechtlicher Rahmenbedingungen zu tun haben, insbesondere im Zusammenhang mit Berufs- und Standesregeln. Ethik findet nicht isoliert als eigener Rechtsbegriff Anwendung, sondern ist oft eingebettet in spezifische rechtliche Regelungen, die ethische Standards für bestimmte Berufsgruppen vorsehen. Im Folgenden werden einige relevante Bereiche beleuchtet:
1. **Medizinische Ethik**: In Österreich ist die medizinische Ethik von besonderer Bedeutung, insbesondere in der ärztlichen Praxis. Die Berufspflichten von Ärzten sind in der Österreichischen Ärztekammerordnung (ÄrzteG) geregelt. § 49 ÄrzteG legt zum Beispiel fest, dass Ärzte ihren Beruf gewissenhaft auszuüben haben und dabei auf das Wohl ihrer Patienten besonders Bedacht zu nehmen ist. Ethische Standards werden auch durch die ärztlichen Standesregeln konkretisiert, die verbindliche Verhaltensmaßstäbe setzen, um das Vertrauen der Öffentlichkeit in den medizinischen Beruf zu wahren.
2. **Unternehmensethik**: In bestimmten Wirtschaftszweigen gibt es ebenfalls Vorschriften, die sich auf ethisches Verhalten beziehen. So enthalten etwa der Corporate Governance Kodex Empfehlungen und Standards für die Unternehmensführung. Diese sind auf die Förderung von Transparenz und Verantwortlichkeit ausgerichtet und sollen sicherstellen, dass Unternehmen sozial verantwortlich handeln und ihre Tätigkeiten im Einklang mit den Interessen der Stakeholder stehen.
3. **Rechtsberufe**: Auch in der Rechtsanwaltschaft spielt Ethik eine wichtige Rolle. Hier sind insbesondere die Richtlinien zur Berufsausübung, Standesregeln und Aufsicht der Rechtsanwälte von Bedeutung. Diese legen Standards fest, die das Verhalten von Rechtsanwälten regeln, um das Vertrauen in die Rechtspflege zu wahren und den Mandanten eine ethisch fundierte Betreuung zu bieten.
4. **Forschungsethik**: Im Bereich Wissenschaft und Forschung gibt es ebenfalls ethische Standards, die von den Ethikkommissionen überprüft werden. Diese Kommissionen sind verpflichtet, Forschungsvorhaben insbesondere in Hinblick auf den Schutz der Würde und Integrität der betroffenen Personen zu beurteilen.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass Ethik im österreichischen Recht vor allem in Form von moralischen Grundsätzen und Verhaltensnormen vorkommt, die den jeweiligen Berufsgruppen durch gesetzliche oder standesrechtliche Regelungen auferlegt werden. Diese ethischen Standards sollen sicherstellen, dass berufliche Tätigkeit im Einklang mit gesellschaftlichen Werten und Erwartungen steht.