Im österreichischen Recht bezeichnet der Begriff „Haft“ verschiedene Formen der Freiheitsentziehung. Zu den wesentlichen Formen zählen die Untersuchungshaft und die Strafhaft. Jeder dieser Begriffe hat spezifische gesetzliche Regelungen und Voraussetzungen.
1. **Untersuchungshaft**: Diese wird im Strafprozessrecht im Rahmen der Strafprozessordnung (StPO) geregelt, insbesondere in den Paragraphen §§ 173 ff. StPO. Die Untersuchungshaft dient der Sicherstellung des Strafverfahrens und wird eingesetzt, um Flucht, Verdunkelung (Beeinflussung von Zeugen oder Beweismitteln) oder die Fortsetzung strafbarer Handlungen zu verhindern. Sie ist zeitlich beschränkt und erfordert eine richterliche Anordnung. Die Anordnung muss auf gesetzlichen Tatbeständen beruhen und es müssen bestimmte Voraussetzungen vorliegen, wie etwa der dringende Tatverdacht und das Vorliegen eines Haftgrundes.
2. **Strafhaft**: Diese Form der Haft tritt ein, wenn eine Person rechtskräftig zu einer Freiheitsstrafe verurteilt wurde. Die Regelungen dazu finden sich im Strafvollzugsgesetz (StVG). Ziel der Strafhaft ist die Vollziehung der durch gerichtliches Urteil verhängten Strafe. Sie beinhaltet auch resozialisierende Maßnahmen, um den Gefangenen eine Rückkehr in die Gesellschaft zu erleichtern. Die Bedingungen der Strafhaft und die Rechte der Gefangenen sind detailliert gesetzlich geregelt, um menschenwürdige Haftbedingungen sicherzustellen.
3. **Vorbeugende Maßnahmen**: Neben der Untersuchungshaft gibt es auch die Möglichkeit gesetzlich vorgeschriebener vorbeugender Maßnahmen (§§ 215 ff. StPO), die ebenfalls eine Form der Sicherungshaft darstellen und in der Regel bei Personen zur Anwendung kommen, die als gefährlich eingestuft werden, jedoch nicht wegen einer spezifischen Tat verurteilt werden können.
Haft in Österreich wird strikt durch rechtliche Rahmenbedingungen kontrolliert. Jeder Freiheitsentzug muss gesetzlich legitimiert und verhältnismäßig sein. Das Rechtsmittel der Haftbeschwerde ermöglicht es den Betroffenen, die Rechtmäßigkeit ihrer Inhaftierung gerichtlich überprüfen zu lassen. Dies stellt einen wesentlichen Schutz vor ungerechtfertigtem Freiheitsentzug dar und ist ein Ausdruck rechtsstaatlicher Grundsätze.