Im österreichischen Recht bezeichnet der Begriff „Haftungsbescheid“ eine behördliche Entscheidung, die im Steuerrecht verwendet wird, um jemanden für Steuerschulden eines Dritten in Anspruch zu nehmen. Die Haftung kann sich auf verschiedene Arten von Steuerschulden beziehen, beispielsweise Einkommensteuer, Körperschaftsteuer oder Umsatzsteuer. Ein Haftungsbescheid wird in der Regel dann erlassen, wenn eine Person oder ein Unternehmen, das für die Entrichtung der Steuer verantwortlich ist, seiner Verpflichtung nicht nachkommt und jemand anderes gesetzlich zur Haftung genommen werden kann.
Die rechtlichen Grundlagen zur Haftung im Steuerrecht finden sich im österreichischen Bundesabgabenordnung (BAO), insbesondere in den §§ 9 und 11 BAO. § 9 BAO regelt die Voraussetzungen für die persönliche Haftung, etwa jene der gesetzlichen Vertreter, Geschäftsführer oder Vorstandsmitglieder juristischer Personen für schuldhaft nicht entrichtete Abgaben, während § 11 BAO die Haftung der Gesellschafter und der Gesellschafter-Geschäftsführer von Personengesellschaften behandelt.
Um einen Haftungsbescheid zu erlassen, muss die Abgabenbehörde feststellen, dass die Voraussetzungen der Haftung erfüllt sind. Ein wesentliches Element der Haftungsinanspruchnahme ist das Vorliegen von Verschulden oder zumindest einer Beteiligung an der Nichterfüllung der steuerlichen Verpflichtung. Darüber hinaus muss die Behörde prüfen, ob die Inanspruchnahme zur Haftung verhältnismäßig ist. Dies bedeutet, dass die Belastung des Haftenden in einem angemessenen Verhältnis zur ursprünglichen Pflichtverletzung stehen muss.
Ein Haftungsbescheid ist ein formalisiertes Verfahren, das der betroffenen Person die Möglichkeit eines Rechtsmittels eröffnet. Gegen den Bescheid kann Beschwerde eingelegt werden, sodass das Verfahren vor dem Bundesfinanzgericht überprüft werden kann. Dabei wird sowohl die Rechtmäßigkeit als auch die Angemessenheit der Haftungsinanspruchnahme überprüft. Insgesamt ist der Haftungsbescheid somit ein wichtiges Instrument im österreichischen Steuerrecht, um sicherzustellen, dass Steuerschulden auch dann beglichen werden, wenn der ursprünglich Steuerschuldige nicht leistungsfähig oder zahlungsunwillig ist.