Kasuistik

Im österreichischen Recht hat der Begriff „Kasuistik“ keine spezifische doctrinäre Bedeutung, wie es möglicherweise in der deutschen Rechtstradition der Fall ist. Vielmehr wird der Ausdruck allgemein in der Rechtswissenschaft verwendet, um eine bestimmte Methode der juristischen Analyse und Argumentation zu beschreiben. Kasuistik bezieht sich auf die Fallbezogenheit der Rechtsanwendung und die Orientierung an konkreten Fällen zur Entwicklung von Rechtsgrundsätzen.

In Österreich spielt die Kasuistik insbesondere in der Rechtsprechung eine wichtige Rolle. Da das österreichische Rechtssystem stark von Gerichtsurteilen geprägt wird, ist die Betrachtung und Beurteilung einzelner Fälle entscheidend für die Fortbildung des Rechts. Eine kasuistische Methode kann dabei helfen, Lücken im Gesetz zu füllen und flexible sowie gerechte Lösungen für individuelle Problemstellungen zu finden. Das österreichische Zivilrecht, z.B. das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch (ABGB), ist in weiten Teilen offen formuliert und bietet Raum für kasuistische Auslegung durch die Gerichte.

Hierbei sind ebenfalls die Analysen der §§ des ABGB relevant, da diese häufig allgemeine Regeln enthalten, die durch kasuistische Interpretation konkretisiert werden. Beispielsweise erfordert § 879 ABGB, der gegen die Sittenwidrigkeit von Verträgen spricht, eine kasuistische Beurteilung, da die Frage, was sittenwidrig sei, von der konkreten Situation des Einzelfalls abhängt.

In der Praxis ist Kasuistik somit essentiell für die tägliche juristische Arbeit, da sie es Juristen ermöglicht, durch vergleichende Analyse vorhergehender Fälle zu einem ausgewogenen Urteil zu gelangen. Diese Vorgehensweise versichert auch, dass die Normen an die sich wandelnden gesellschaftlichen Bedingungen angepasst werden können, ohne dass es einer formellen Gesetzesänderung bedarf. Kasuistik ist daher ein dynamisches Instrument der Rechtsanwendung im österreichischen Recht, das es erlaubt, Gerichtsentscheidungen innerhalb des größeren Rahmens des bestehenden rechtlichen Paradigmas zu kontextualisieren.

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