Im österreichischen Recht ist der Begriff des Nachlasspflegers so nicht direkt gebräuchlich, sondern das österreichische Erbrecht kennt stattdessen die Funktion des Verlassenschaftskurators. Ein Verlassenschaftskurator wird in bestimmten Fällen gemäß den Bestimmungen des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuchs (ABGB) und der Außerstreitgesetz (AußStrG) bestellt, um einen Nachlass zu verwalten.
Der Verlassenschaftskurator wird insbesondere dann eingesetzt, wenn die Erben unbekannt oder vorerst unabkömmlich sind. Dies ist geregelt im § 810 ABGB, der die Bestellung eines Kurators für die Verlassenschaft vorsieht. Ein Verlassenschaftskurator kann auch eingesetzt werden, um die Rechte von noch ungeborenen oder nicht vertretenen Erben zu wahren.
Die Bestellung erfolgt durch das zuständige Bezirksgericht, und die Aufgaben des Verlassenschaftskurators umfassen unter anderem die Sicherung und Verwaltung des Nachlasses, die Begleichung von Schulden sowie die Vertretung der Verlassenschaft gegenüber Dritten. Der Kurator hat dabei die Pflicht, die Vermögensinteressen der unbekannten oder der nicht vertretenen Erben zu schützen, und er ist dem Gericht rechenschaftspflichtig.
Zusätzlich zu den Bestimmungen über den Verlassenschaftskurator gibt es auch Regelungen zum Verlassenschaftsverfahren selbst. Gemäß den §§ 143 bis 154 AußStrG wird das Verlassenschaftsverfahren eingeleitet, um die Anordnung der Erbfolge zu klären und die Verteilung des Nachlasses zu regeln. Dabei spielt der Gerichtskommissär (oft ein Notar) eine wesentliche Rolle als verlängerter Arm des Gerichts, der mit der Durchführung des Verfahrens betraut ist und die Interessen aller Beteiligten wahrt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das österreichische Recht bei der Verwaltung und Sicherung eines ungesicherten oder komplizierten Nachlasses auf die Rolle des Verlassenschaftskurators zurückgreift, während ein formelles Verlassenschaftsverfahren die geordnete Abwicklung des Nachlasses sicherstellt.