Im österreichischen Rechtssystem bezieht sich der Begriff „Rechtsweg“ auf die Möglichkeit, gerichtlichen Schutz oder eine gerichtliche Entscheidung im eigenen Fall zu erlangen. Das bedeutet, dass eine Person, die ihre Rechte verletzt sieht oder eine rechtliche Klärung benötigt, das österreichische Gerichtssystem in Anspruch nehmen kann, um eine Entscheidung zu erlangen. Der Rechtsweg ist ein zentrales Element des Rechtsstaatsprinzips und dient der Durchsetzung von Rechten sowie der Klärung rechtlicher Streitigkeiten.
In Österreich wird die Zulässigkeit des Rechtswegs hauptsächlich durch die Zivilprozessordnung (ZPO), die Strafprozessordnung (StPO) und das Verwaltungsgerichtsgesetz (VwGG) geregelt, je nachdem, ob es sich um eine zivilrechtliche, strafrechtliche oder verwaltungsrechtliche Angelegenheit handelt. Im Zivilrecht ist es in der Regel möglich, gegen gerichtliche Entscheidungen in mehreren Instanzen vorzugehen, beginnend bei den Bezirksgerichten oder Landesgerichten, über die Oberlandesgerichte bis zum Obersten Gerichtshof (§ 2 ZPO und folgende). Im Strafrecht erfolgt die Verfolgung im Wesentlichen durch die Staatsanwaltschaft und die Verhandlung durch Schöffen- und Geschworenengerichte oder Einzelrichterinnen (§ 18 StPO und folgende). Im Verwaltungsrecht ist die Anrufung der Verwaltungsgerichte Land oder Bundesverwaltungsgericht, Art. 130 B-VG und folgende Artikel, möglich, um beispielsweise Bescheide anzufechten oder Verwaltungsakte überprüfen zu lassen.
Ein wesentlicher Aspekt der Rechtswegsicherung ist das Recht auf ein faires Verfahren durch unabhängige und unparteiische Gerichte, wie es in der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK), die in Österreich Verfassungsrang hat, festgelegt ist. Hinsichtlich des Rechtsschutzes betont Art. 6 der EMRK das Recht auf ein faires Verfahren, was auch den Zugang zu den Gerichten betrifft.
Der Rechtsweg schließt in Österreich auch den Zugang zu letztinstanzlichen Rechtsbehelfen ein, wie etwa Beschwerden an den Verfassungsgerichtshof (VfGH) oder den Verwaltungsgerichtshof (VwGH) im Fall von Grundrechtsverletzungen oder bedeutenden Verwaltungsfragen. Voraussetzung für den Beschritt dieser höchsten Instanzen ist in der Regel, dass alle anderen innerstaatlichen Rechtsmittel ausgeschöpft sind. Nur unter speziellen Voraussetzungen ist der VfGH oder der VwGH direkt anrufbar.
Zusammenfassend stellt der Rechtsweg in Österreich das Verfahren bereit, über das Bürgerinnen und Bürger ihre rechtlichen Interessen effektiv schützen und Streitigkeiten durch das staatliche Gerichtssystem lösen können. Dieses System gewährleistet die Rechtsstaatlichkeit, indem es sicherstellt, dass Recht und Gesetz durch unabhängige Justizverfahren durchgesetzt werden.