Der Begriff „Reichsrecht“ hat im spezifischen Kontext des österreichischen Rechts keine direkte Entsprechung oder aktuelle Relevanz, da Österreich seit dem Ende der Monarchie und der Gründung der Ersten Republik im Jahr 1918 kein Kaiserreich mehr ist und somit auch kein Reichsrecht im historischen Sinne existiert. Der Begriff findet sich historisch in Bezug auf das Recht des Kaisertums Österreich, das den rechtlichen Rahmen während der Habsburgermonarchie bildete. Heute sind jedoch diese Regelungen obsolet.
In der österreichischen Rechtsordnung sind die wesentlichen Rechtsquellen die Verfassung, Bundesgesetze, Landesgesetze, sowie Verordnungen und staatsvertragliche Bestimmungen. Das österreichische Rechtssystem gliedert sich in Bundes- und Landesrecht, was bedeutet, dass einige gesetzliche Regelungen auf Bundesebene und andere auf Landesebene erlassen werden.
Diese Struktur ist im Bundes-Verfassungsgesetz (B-VG) festgelegt, insbesondere in Artikeln, die die Kompetenzen zwischen Bund und Ländern regeln. Beispielsweise legt Artikel 10 B-VG die Gesetzgebung und Vollziehung in bestimmten Materien eindeutig beim Bund fest, während Artikel 15 B-VG eine Generalklausel zugunsten der Länder vorsieht, solange die Gesetzgebung und Vollziehung nicht ausdrücklich im B-VG den Bundessachen zugeordnet ist.
Daher gibt es im österreichischen Recht eine klare Abgrenzung und Aufteilung der Kompetenzen zwischen den föderalen Ebenen, die eher dem föderalistischen System der Bundes- und Landesgesetze entspricht als einem „Reichsrecht“ im begrifflichen Sinne. Im modernen Kontext wird der Begriff „Reichsrecht“ nicht verwendet, da dies auf historische Gegebenheiten verweist, die für das heutige Österreich nicht mehr von Bedeutung sind.