Im österreichischen Recht ist der Begriff „Teilschweigen“ nicht ausdrücklich definiert oder als spezieller Rechtsbegriff anerkannt, wie es im deutschen Recht gelegentlich der Fall sein könnte. Allerdings kann das Konzept des Schweigens generell und damit auch eines „Teilschweigens“ im Rahmen von Vertragsverhandlungen und Willenserklärungen betrachtet werden, insbesondere unter Bezugnahme auf das allgemeine Zivilrecht im ABGB (Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch).
Im österreichischen Vertragsrecht gilt grundsätzlich der Grundsatz der Privatautonomie, also die Freiheit der Vertragsparteien, ihre vertraglichen Beziehungen weitgehend nach ihren eigenen Vorstellungen zu gestalten. Eine Willenserklärung ist daher grundsätzlich notwendig, um einen Vertrag zustande zu bringen (§ 863 ABGB). Das bloße Schweigen, einschließlich eines „Teilschweigens“, stellt im Normalfall keine Annahme einer Willenserklärung dar und verbindet die Partei nicht rechtlich, es sei denn, es bestehen besondere Umstände, die ein anderes Verständnis rechtfertigen könnten.
Ein relevanter Aspekt könnte der des „konkludenten Verhaltens“ sein, wo Handlungen einer Partei als Zustimmung oder Annahme gewertet werden, auch ohne ausdrückliche verbale Erklärung. Diese Handlungen müssen jedoch unmissverständlich und eindeutig sein (§ 863 ABGB). Ein Teilschweigen könnte vielleicht unter bestimmten Umständen als konkludente Zustimmung zu einem Teil eines Vertrages gedeutet werden, wenn das Verhalten der Person darauf hindeutet, dass sie mit einem Teil des angetragenen Vertrages einverstanden ist, während sie über andere Teile schweigt oder diese ausdrücklich ablehnt. Diese Interpretation hängt jedoch stark von den konkreten Umständen des Einzelfalles ab.
Ein weiteres Hilfsmittel zur Interpretation könnten die Grundsätze von Treu und Glauben sein (§ 914 ABGB), die bei der Auslegung von Verträgen und Willenserklärungen herangezogen werden. Diese Grundsätze können Bedeutung erlangen, wenn das Verhalten der Vertragsparteien oder bestimmte Gepflogenheiten, die zwischen den Parteien bestehen, berücksichtigt werden müssen, um den Willen der Parteien korrekt zu bestimmen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Konzept des „Teilschweigens“ im österreichischen Recht im Wesentlichen über einschlägige allgemeine Regeln der Willenserklärungsinterpretation und das konkludente Handeln bestimmt wird. Konkrete Kodifizierungen oder Definitionen, die ausschließlich das Teilschweigen thematisieren, existieren im ABGB nicht direkt.