Eine Verordnung der Europäischen Union englisch regulation Kurzform „Verordnung EU“ ist ein Rechtsakt der Europäischen Union mit allgemeiner Gültigkeit und unmittelbarer Wirksamkeit in den Mitgliedstaaten. Die Verordnungen sind Teil des Sekundärrechts der Union.
Gesetzgebungsverfahren
Verordnungen werden je nach Thema der Verordnung aufgrund einer der in den Verträgen vorgesehenen Verfahren erlassen. Es wird zwischen Gesetzgebungsakten, Durchführungsverordnungen der Kommission und delegierten Verordnungen unterschieden. Verordnungen, die Gesetzgebungsakte sind, werden in der Regel auf Vorschlag der Europäischen Kommission vom Rat der Europäischen Union und dem Europäischen Parlament nach dem ordentlichen Gesetzgebungsverfahren gemeinsam erlassen.
In bestimmten Fällen sind jedoch besondere Gesetzgebungsverfahren vorgesehen.
Adressaten
Verordnungen können sich an die Europäische Union selbst, an alle Mitgliedstaaten oder an die Bürger aller Mitgliedstaaten richten. Soll die Regelung nur ausgewählte Mitgliedstaaten oder deren Bürger betreffen, wird sie als Beschluss EU Beschluss unmittelbar verbindlich oder Richtlinie EU Richtlinie durch nationales Recht umzusetzen erlassen.
Abgrenzung zu anderen Rechtsakten der EU
Gemäß Art. 288 Abs. 2 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union AEUV sind die Verordnungen diejenigen Rechtsakte, welche allgemeine Geltung haben, in allen ihren Teilen verbindlich sind und unmittelbar in jedem Mitgliedstaat gelten. Sie müssen von den EU-Mitgliedstaaten nicht in nationales Recht umgesetzt werden „Durchgriffswirkung“. Modifikationen der vorgegebenen Regelungen durch die einzelnen Mitgliedstaaten sind grundsätzlich nicht möglich „Umsetzungsverbot“. Allerdings können auch die Verordnungen einzelne Artikel enthalten, die ausdrücklich Anpassungen an nationales Recht vorschreiben oder gestatten.
Beispiel: Verordnung EG Nr. 561/2006 in der konsolidierten Fassung vom 4. Juni 2010 PDF Artikel 14 und 15 Durch die Durchgriffswirkung unterscheiden sich die Verordnungen von den EU Richtlinien. Richtlinien haben keine unmittelbare Geltung in einem Mitgliedstaat, können jedoch unter bestimmten Voraussetzungen unmittelbar anwendbar sein.
Geschichte
Vor dem Vertrag von Lissabon wurden Verordnungen nur von den Europäischen Gemeinschaften im Rahmen der 1. Säule erlassen. Auch wenn oft von „EU-Verordnungen“ gesprochen wurde, war diese Formulierung nicht korrekt, da diese Verordnungen und ebenfalls die Richtlinien von einer der Europäischen Gemeinschaften und nicht von der Europäischen Union erlassen wurden.
Der deutschsprachige Titel dieser früheren Verordnungen beginnt so jeweils mit „Verordnung EG“ oder einem Hinweis auf die jeweilige Gemeinschaft. Für die seit dem Vertrag von Lissabon erlassenen Verordnungen beginnt der Titel mit „Verordnung EU“ oder – wenn sie von der Europäischen Atomgemeinschaft erlassen wurden – „Verordnung EURATOM“.
Benennung
Verordnungen, die bis 30. November 2009 erlassen wurden, tragen den Titel „Verordnung EG ”Verordnung der Europäischen Gemeinschaft” und Verordnungen, die bis 1. November 1993 erlassen wurden, den Titel „Verordnung EWG ”Verordnung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft”, obwohl sie mittlerweile als Verordnungen der Europäischen Union gelten.
Veröffentlichung
Verordnungen werden im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht. Sie treten an einem in der jeweiligen Verordnung festgelegten Zeitpunkt oder am zwanzigsten Tag nach ihrer Veröffentlichung in Kraft.
Rechtsweg bei Verstößen
Verstößt ein Mitgliedsstaat gegen eine EU-Verordnung, steht der Kommission nach Art. 258 AEUV bzw. anderen Mitgliedsstaaten nach Art. 259 AEUV die Möglichkeit der Klage vor dem Europäischen Gerichtshof in der Form des Vertragsverletzungsverfahrens offen.
Weblinks
- http://eur-lex.europa.eu/de/index.htm EUR-Lex – der Zugang zum EU-Recht inklusive Suchmaske für EU-Vorschriften
Quellen & Einzelnachweise
- http://de.wikipedia.org/wiki/Verordnung_EU 03.12.2014
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