Die Vertragstheorie im österreichischen Recht befasst sich mit der Entstehung, Auslegung und Wirkungen von Verträgen. Verträge sind Willenserklärungen von mindestens zwei Parteien, die sich über die wesentlichen Vertragsbestandteile einig sind. Im österreichischen Recht bildet das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch (ABGB) die primäre gesetzliche Grundlage für den Vertragsabschluss und die damit verbundenen rechtlichen Fragen.
Gemäß §§ 859 ff. ABGB kommt ein Vertrag durch übereinstimmende Willenserklärungen der Parteien zustande. Die Willenserklärungen müssen ernsthaft, bestimmt und verständlich sein. Es ist wesentlich, dass beide Parteien einen gemeinsamen Rechtsbindungswillen haben. Die Vertragsfreiheit erlaubt es den Parteien, den Inhalt des Vertrages grundsätzlich frei zu gestalten, solange sie nicht gegen gesetzliche Verbote oder die guten Sitten verstoßen.
Die Wirksamkeit von Verträgen setzt die Geschäftsfähigkeit der beteiligten Personen voraus (§§ 865, 170 ABGB). Unterschieden wird zudem zwischen formfreien und formgebundenen Verträgen, wobei einige Vertragstypen einer bestimmten Form bedürfen, wie etwa der Schriftform bei Bürgschaften (§ 1346 ABGB) oder einigen Konsumentenschutzgesetzen.
Ein wesentlicher Aspekt der Vertragstheorie ist die Auslegung von Verträgen. Gemäß § 914 ABGB gelten bei der Auslegung von Verträgen der wirkliche Wille der Parteien und nicht der buchstäbliche Ausdruck des Vertrages. Wenn Unklarheiten bestehen, soll der Vertrag so ausgelegt werden, wie es den Gepflogenheiten des redlichen Verkehrs entspricht (§ 915 ABGB).
Auch die Vertragsarten, wie Kaufverträge, Mietverträge oder Werkverträge, sind im ABGB geregelt und unterliegen spezifischen Vorschriften. Der Unterschied liegt oft in der Art der zu erbringenden Leistung und dem Zweck des Vertrages.
Besondere Berücksichtigung findet im österreichischen Vertragsrecht der Schutz des Konsumenten. Das Konsumentenschutzgesetz (KSchG) bietet erweiterte Rechte für Verbraucher, insbesondere Widerrufs- und Rücktrittsrechte bei bestimmten Vertragstypen sowie Informationspflichten des Unternehmers.
Zusammenfassend bietet die Vertragstheorie im österreichischen Recht einen umfassenden Rahmen für die Gestaltung, das Zustandekommen und die Interpretation von Verträgen und ist stark auf die Prinzipien von Vertragsfreiheit, Redlichkeit und den Schutz schwächerer Vertragsparteien ausgerichtet.